Politische Verantwortlichkeit und Partizipation

Politische Verantwortlichkeit und Partizipation

Der Forschungsschwerpunkt Politische Verantwortlichkeit und Partizipation führt vergleichende Analysen laufender politischer Prozesse durch, die die Qualität demokratischer Institutionen fördern oder untergraben und autoritäre Politiken und Praktiken im globalen Süden und weltweit verbreiten können.


  • Wie ist politische Herrschaft organisiert? Wie üben Politiker Macht aus? Wer regiert mit welcher Legitimation und welchen Praktiken? Seit Beginn des Jahrhunderts ist ein weltweiter Rückgang an Demokratien zu beobachten. Sowohl neue als auch etablierte Demokratien in allen Weltregionen sind von Prozessen der demokratischen Erosion betroffen. Auch in einigen Autokratien sind die Bürger*innen mit sich verschlechterten Bedingungen konfrontiert. Diese schrittweisen Regimeveränderungen können zu einer erheblichen Abnahme des politischen Wettbewerbs, der Partizipation oder der Rechenschaftspflicht führen. Das Forschungsprogramm Politische Verantwortlichkeit und Partizipation untersucht politische Prozesse, institutionellen Wandel und gesellschaftspolitische Entwicklungen im Globalen Süden. Unsere Forschung untersucht innenpolitische Dynamiken zwischen Staat und Gesellschaft in unterschiedlichen politischen Regimen. Wir erforschen, wie sich die Zivilgesellschaft organisiert, welche Protestformen sie wählt und wie sie ihre Mitglieder sowie Unterstützer mobilisiert, um ihre Forderungen durchzusetzen. Ebenso analysieren wir, ob und wie Regierungen auf die Forderungen der Bürger*innen auch unter erschwerten Bedingungen von hoher wirtschaftlicher und sozialer Ungleichheit sowie politischer Repression eingehen und wie sie ihre Durchsetzungskraft gegenüber anderen Akteuren und Institutionen stärken. Ebenso erforschen wir informelle Praktiken wie Klientelismus und Korruption, die die Rechtsstaatlichkeit und -in Demokratien- das Verhältnis zwischen Bürger*innen und politischen Eliten verschlechtern können und damit Möglichkeiten für populistische Mobilisierungen eröffnen. Darüber hinaus gibt die Untersuchung autoritärer politischer Praktiken auf nationaler oder lokaler Ebene Hinweise auf die Entstehung und Ausbreitung von autoritären Enklaven in verschiedenen politischen Regimen. Unsere Wissenschaftler*innen entwickeln kontextsensitive Forschung auf dem Gebiet der vergleichenden Politikwissenschaft und verwandter Disziplinen wie Soziologie, Rechtswissenschaft und politischer Ökonomie. Sie engagieren sich aktiv im wissenschaftlichen Austausch mit Forschenden in den Regionen und versorgen zivilgesellschaftliche Organisationen und Entscheidungsträger*innen mit forschungsbasierter Expertise zu den relevantesten soziopolitischen Dynamiken des Globalen Südens. Die Arbeit des Forschungsprogramms wird in zwei Forschungsteams durchgeführt. Das Forschungsteam Demokratische Institutionen untersucht die Funktionsweise politischer Institutionen und politischer Entscheidungsprozesse im Kontext starker Exekutiven sowie Mechanismen der vertikalen Rechenschaftspflicht und der gesellschaftlichen Partizipation in demokratischen und semidemokratischen Regimen. Das Forschungsteam Autoritäre Politik konzentriert sich auf Charakteristika, Strategien, interne Dynamiken und Transformationsprozesse autoritärer Regime. Es untersucht auch die Rolle autoritärer politischer Praktiken in Autokratien und Demokratien auf subnationaler, regionaler und globaler Ebene.

    Journal for Deradicalization | 09.2024

    Socioeconomic Grievances, Opportunities, and Frames: Conceptualizing Marginalization and Islamist Radicalization in Post-2011 Egypt and Tunisia, and Implications for PCVE

    The article investigates the widespread assumption that socioeconomic marginalization helps explain the dynamics of radicalization, using the example of Islamist radicalization in Egypt and Tunisia after 2011. It develops a theoretical framework informed by social movement theory and, based on a comprehensive study of both academic publications and grey literature on the case studies published between 2011 and 2023, identifies key mechanisms linking socioeconomic factors and Islamist radicalization

    Forschungsprojekt | 01.02.2024 - 31.12.2025

    Digital Transformation Lab (DigiTraL), Phase II: Digitalisierung als Chance für Kooperationen mit globalen Partnern

    Das vom Auswärtigen Amt geförderte Digital Transformation Lab (DigiTraL) des GIGA analysiert die politischen Treiber und Konsequenzen der globalen digitalen Transformation. Dabei ist insbesondere der Globale Süden ein wichtiger Akteur und Gestalter dieses Wandels.
    FFO, 2024-2025

    Forschungsprojekt | 01.01.2024 - 31.12.2025

    Climate Obstruction and Foreign Policy in Comparative Perspective

    The fight against climate change continues to be hindered by campaigns of corporate and other actors who seek to prevent global and/or national action on climate change. This research group is set up to a joint and comparative research agenda on climate obstruction in and across key Global South countries. The lead institutions are the GIGA and the Universidade do Estado do Rio de Janeiro (UERJ).
    DAAD/CAPES, 2024-2026

    Forschungsprojekt | 01.04.2023 - 31.03.2027

    Context Matters – Country-Specific Politico-Economic Analyses, Conflict and Crisis Potentials, as well as Global and Regional Trends / Phase III

    The achievement of the Sustainable Development Goals and the strategic capability of German development cooperation in the context of the BMZ 2030 reform concept are based on in-depth knowledge of country-specific, regional and global developments. The GIGA provides annual information on actors and governance structures as well as on conflict potentials in countries of the Global South. Additionally, important regional and global trends are analysed with a comparative area perspective.
    BMZ, 2023-2027

    Forschungsprojekt | 01.04.2023 - 31.03.2029

    Merian Center for Advanced Studies in the Maghreb (MECAM): Imagining Futures - Dealing with Disparity, Phase II

    The Merian Centre for Advanced Studies in the Maghreb (MECAM) based in Tunis is the first and only Institute for Advanced Studies in North Africa. MECAM’s ambition is to become an intellectual hub that contributes to the emergence of cutting-edge, internationally relevant and visible research in the humanities and social sciences on, from and in the Maghreb and in particular with scholars from the Maghreb. The GIGA coordinates MECAM's publications as well as outreach and transfer activities.
    BMBF, 2023-2029

    Forschungsprojekt | 01.02.2023 - 31.01.2025

    Mapping and Strengthening Civil Society Response to Disinformation

    Governments in autocratic and autocratizing contexts may use anti-fake news laws to discredit critical civil society actors as agents of “disinformation” and punish them. Through comparative and cross-learning insights derived from field studies, we seek to map civil society responses against the autocratic use of disinformation laws and strengthen policies for right to information and freedom of speech and expression.
    NED, 2023-2025

    Forschungsprojekt | 01.01.2023 - 31.12.2024

    Strengthening Civil Society Against the Weaponization of Anti-Fake News Laws: A Comparison of Bangladesh, Indonesia, and Thailand

    In an age of proliferating disinformation, governments in South and Southeast Asia have come out with anti-fake news laws. However, the “weaponization" of such laws can lead governments to control online platforms and censor critics. Our project examines the patterns and processes of the weaponization of such laws against civic actors and countermeasures by the latter. We aim for academic and policy outcomes to improve disinformation regulation while safeguarding digital rights.
    Luminate, 2023-2024

    Forschungsprojekt | 01.11.2022 - 31.12.2024

    Kinship and the Affective Politics of Citizenship in Post-Revolutionary Tunisia

    This project examines the politics of kin-work performed by families of Tunisian ex-combatants, a form of affective labor that sustains care relations for kin who have migrated to regional sites of jihad. In a hostile public sphere where the jihadi denotes a monstrous form of life, any political advocacy for ex-combatants requires first recovering their humanity. Drawing on street protests, TV talk shows, and other cultural forms, I show how kinship claims reinforce citizenship rights under the Global War on Terror.
    AvH, 2022-2024

    Forschungsprojekt | 17.10.2022 - 31.12.2023

    Interventionen zur Impfung gegen COVID-19 und andere Infektionskrankheiten bei der Migranten an der kolumbianisch-venezolanischen Grenze

    Bei venezolanischen Migranten in Kolumbien sind Krankheiten wie Syphilis zu einem großen Gesundheitsproblem geworden, mit ernsten Risiken für schwangere Frauen und Kleinkinder. Die medizinische Behandlung steht vor der Herausforderung, die Migranten in ihrer oft prekären rechtlichen und materiellen Situation zu erreichen. Das Projekt untersucht wirksame Möglichkeiten zur Bereitstellung angemessener Präventions- und Gesundheitsversorgungsmaßnahmen vor dem Hintergrund dieser Hindernisse.
    GIZ, 2022-2023

    Team


    Forschungsteams

    Die Arbeit des Forschungsprogramms wird in zwei Forschungsteams durchgeführt. Das Forschungsteam Demokratische Institutionen untersucht die Funktionsweise politischer Institutionen und politischer Entscheidungsprozesse im Kontext starker Exekutiven sowie Mechanismen der vertikalen Rechenschaftspflicht und der gesellschaftlichen Partizipation in demokratischen und semidemokratischen Regimen. Das Forschungsteam Autoritäre Politik konzentriert sich auf Charakteristika, Strategien, interne Dynamiken und Transformationsprozesse autoritärer Regime. Es untersucht auch die Rolle autoritärer politischer Praktiken in Autokratien und Demokratien auf subnationaler, regionaler und globaler Ebene.


    Forschungsteam 1: Demokratische Institutionen

    Das Forschungsteam Demokratische Institutionen untersucht die Funktionsweise formeller und informeller politischer Institutionen sowie die Art und Weise, wie Bürger*innen versuchen und/oder daran scheitern, Machthabende zur Rechenschaft zu ziehen. Des Weiteren erforschen wir politische Entscheidungsprozesse und Prozesse der demokratischen Erosion in demokratischen und semidemokratischen Regimen des globalen Südens. Die aktuelle Forschung des Teams konzentriert sich auf drei Bereiche.

    Exekutiven in unkonsolidierten Demokratien sind in der Regel durch mächtige Präsidenten gekennzeichnet, die versuchen, formale Institutionen und Entscheidungsprozesse zu kontrollieren. Wir untersuchen die verhaltensbezogenen und institutionellen Dimensionen exekutiver Machtausübung, indem wir analysieren, welche Interessen ihre politischen Entscheidungen leiten. Dabei untersuchen wir auch die institutionellen und politischen Dynamiken von mächtigen Exekutiven, unter anderem die Personalisierung von Macht, populistische Diskurse und institutionelles Engineering.

    Mächtige Exekutiven sehen sich oft verhältnismäßig schwachen Kontrollinstitutionen wie Gerichten und Parlamenten gegenüber; dieser Mangel an horizontaler Gewaltenkontrolle stellt eine potenzielle Gefahr für die Demokratie dar. Wir untersuchen, wie Institutionen der horizontalen Verantwortlichkeit bedroht werden, sowie die Strategien, die diese Institutionen anwenden, um ihre Legitimität und Unabhängigkeit zu stärken.

    Bürger:innen können ihre Regierungen durch Wahlen, zivilgesellschaftliches Engagement und Proteste zur Rechenschaft ziehen. Das Forschungsteam analysiert die Qualität von Wahlen sowie den Einfluss von Klientelismus und politisierten ethnischen Identitäten auf Wahlprozesse. Darüber hinaus untersuchen wir die Art und Weise, wie sich die Zivilgesellschaft für Themen wie Demokratie, Identität und Nachhaltigkeit engagiert und identifizieren die Faktoren, die den Erfolg der Mobilisierung beeinflussen.

    Unsere Arbeit ist primär empirisch und basiert auf einer umfangreichen Erhebung neuer Daten. Wir nutzen hierfür eine Auswahl empirischer Methoden, darunter qualitative Ansätze wie die Prozessanalyse und vergleichende Fallstudien, aber auch statistische Analysen und Feldexperimente.


    Forschungsteam 2: Autoritäre Politik

    Dieses Forschungsteam untersucht autoritäre politische Praktiken weltweit. Wir analysieren Charakteristika, Strategien und interne Dynamiken autoritärer Regime, sowie die Interaktion mit Bürger*innen, gesellschaftlichen Gruppen und der politischen Opposition. Zudem untersuchen wir Transformationsprozesse wie Entstehung, Fortbestehen und Untergang autoritärer Regime. Da autoritäre Praktiken nicht auf Autokratien beschränkt sind, untersuchen wir ebenfalls die Rolle solcher Praktiken in Demokratien.

    Unsere Forschung konzentriert sich oft auf Akteure und ihr Verhalten innerhalb bestimmter institutioneller und diskursiver Kontexte. Zu den relevanten Akteuren gehören politische Eliten, Sicherheitsdienste, die politische Opposition und Protestbewegungen sowie die Diaspora-Bevölkerung. Wir untersuchen zivil-militärische Beziehungen, schrumpfende Räume für die Zivilgesellschaft und die Reaktionen der Regime auf Proteste seitens der Bevölkerung, die sowohl Zugeständnisse als auch Repressionen beinhalten. Staatliche Diskurse, die die Anwendung von Zwang rechtfertigen, knüpfen an allgemeine Strategien der Legitimation und Kooptation an, die in autoritären Kontexten eine große Rolle spielen.

    Unsere Analysen beschränken sich nicht auf die nationalstaatliche Ebene, da wir auch autoritäre Politik auf subnationaler, regionaler und globaler Ebene untersuchen und dabei internationale Kooperationen, Diffusions- und Lernprozesse berücksichtigen, die autoritäre Praktiken über den Globus verbreiten. Unsere Forschung baut auf Theorien aus der vergleichenden Politikwissenschaft auf und integriert Erkenntnisse aus der Soziologie, den Internationalen Beziehungen, der Außenpolitikanalyse und der Politischen Kommunikation. Wir verwenden eine breite Palette von methodischen Ansätzen und Daten.

    Präsidentin (ad interim)

    Prof. Dr. Sabine Kurtenbach leitet das GIGA als Präsidentin (ad interim).

    Prof. Dr. Sabine Kurtenbach

    Regionalinstitute

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