Die Sehnsucht nach Frieden im Nahen Osten: Einstellungen zum Gaza-Krieg und die Bewertung von Friedensvorschlägen bei Menschen in Deutschland
Rebecca Endtricht / Peter Wetzels
Die Sehnsucht nach Frieden im Nahen Osten: Einstellungen zum Gaza-Krieg und die Bewertung von Friedensvorschlägen bei Menschen in Deutschland
UHH MOTRA Spotlight | Universität Hamburg | 2025
Abstract
Zusammenfassung • Ausgangslage: Der seit dem 7. Oktober 2023 massiv eskalierte Gaza-Krieg hat deutliche Ausstrahlungswirkungen nach Deutschland hinein. So finden sich seitdem Anstiege sowohl des Antisemitismus als auch der Muslimfeindlichkeit. Weiter kommt es zu Kontroversen über die Bewertung der politischen und militärischen Aktivitäten der Hamas und Israels. • Datenbasis: Es werden Ergebnisse der Studie „Menschen in Deutschland: International“ (MiDInt) vorgestellt, in der im April 2025 eine repräsentative Online-Befragung von 2.436 Personen stattfand. Dabei wurden auch Meinungen zu Entwicklungen im Nahen Osten thematisiert. • Differenzierte Perspektiven: Die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland (76,1%) verurteilt die militärischen Handlungen sowohl der israelischen Regierung als auch der Hamas. Einseitige Parteinahmen sind eher selten. • Israelkritik ≠ Antisemitismus: Israelkritische Haltungen sind in der Bevölkerung weit verbreitet (71,4%). Sie gehen aber überwiegend nicht mit antisemitischen Einstellungen einher. Nur weniger als ein Drittel der israelkritischen Menschen in Deutschland zeigt antisemitische Einstellungen. • Antisemitismus bleibt relevant: Insgesamt äußern 27% der Befragten tradierte und/oder israelbezogene antisemitische Ansichten – häufig in Kombination miteinander. Insofern ist Antisemitismus in seinen verschiedenen Formen ein gesellschaftlich hoch relevantes Phänomen. • Starke Friedenssehnsucht: Rund 85% der Befragten befürworten einen umfassenden Friedensvorschlag für den Nahen Osten – unabhängig davon, ob dieser von Israel, der Hamas oder den Vereinten Nationen stammt. Diese Friedensbereitschaft umfasst vor allem auch die wechselseitige staatliche Anerkennung. • Folgerungen: Die Ergebnisse widersprechen der These einer in dieser Frage stark polarisierten deutschen Gesellschaft. Sie zeigen eine differenzierte Haltung bei der überwiegenden Mehrheit, die legitime Kritik an beiden Konfliktparteien äußert, ohne antisemitischen Feindbilder zu vertreten.