Peter Wetzels / Thomas Richter / Katrin Brettfeld / Janosch Kleinschnittger

Freiwillige vor?: Was die Deutschen von einer neuen Dienst- oder Wehrpflicht halten

UHH MOTRA Spotlight | 2025


  • Abstract

    Angesichts einer verschärften außenpolitischen Bedrohungslage wird die Erhöhung der Anzahl von Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr weit überwiegend in Politik und Gesellschaft für notwendig erachtet. Uneinigkeit besteht jedoch darüber, ob dies mit einem Freiwilligenmodell oder einer gesetzlichen Wehrpflicht erreicht werden kann.

    Im Juli 2025 wurde im Rahmen der MOTRA-Studie "Menschen in Deutschland: International" (MiDInt) eine repräsentative Onlinebefragung mit 2 279 Befragten im Alter ab 18 Jahren durch­geführt, die auch Fragen zum Thema Wehrpflicht und Freiwilligendienst enthielt. 29,6% der Teilnehmenden lehnen demnach jede Form einer Dienstpflicht ab. 42,0% befürworten eine einjährige allgemeine Dienstpflicht für Männer und Frauen unter 21 Jahren, egal ob diese bei der Bundeswehr oder anderswo abgeleistet wird. Eine allgemeine Wehrpflicht für Männer und Frauen wird von 32,9% akzeptiert. 10,5% befürworten eine allgemeine Wehrpflicht ausschließlich für Männer. In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen wird mit 44,6% besonders häufig jede Dienstpflicht abgelehnt.

    Personen, die noch keinen Wehr- oder Zivildienst absolviert haben, erklärten zu 16,2%, Interesse an einer 6-monatigen militärischen Grundausbildung zu haben. Bei den 18- bis 29-Jährigen sind dies 19,1%. 38,9% aller Befragten wären bereit, Deutschland selbst aktiv mit der Waffe zu ver­teidigen. Bei den 18- bis 29-Jährigen ist diese Rate mit 30,2% niedriger als im Durchschnitt. Unter 18- bis 29-Jährigen mit deutscher Staatbürgerschaft finden sich 83,%, die sowohl Interesse an einer 6-monatigen militärischen Grundausbildung als auch die Bereitschaft zeigen, Deutschland mit der Waffe zu verteidigen. Bei jungen Männern beträgt diese Rate 14,3% bei jungen Frauen 6,0%. Für eine vorsichtige Schätzung der Personenzahl in der Bevölkerung, die bereit sind, freiwillig Wehrdienst zu leisten , wurde die untere Grenze des 95% Konfidenzintervalls der obigen Raten verwendet. Zusätzlich wurde noch eine Untauglichkeitsrate von 50% angenommen. Danach kann von mindestens 175 000 Männern und 70 000 Frauen im Alter von 18 bis 29 Jahren ausge­gangen werden, die mit einem Freiwilligenmodell für den Dienst in der Bundeswehr zu gewinnen wären. Diese Befunde zeigen, dass eine hinreichende Aufstockung der Bundeswehr über ein Freiwilligenmodell erreicht werden kann. Die Erforderlichkeit der Einführung einer Wehrpflicht aufgrund eines unzu­reichend hohen Potenzials an Freiwilligen besteht demnach nicht.

    Edition

    15

    Reihe

    UHH MOTRA Spotlight

    Seitenumfang

    10

    Verlag

    Universität Hamburg

    Erscheinungsort

    Hamburg





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