Der unbemerkte Fortschritt: Ein Plädoyer für mehr "Afropositivismus"
Nummer: 2 | 03/2019 | ISSN: 1862-3603
Das öffentliche Bild von Subsahara-Afrika wird von Krisen, Kriegen, Krankheiten, Korruption und Katastrophen bestimmt. Die katastrophalen Zustände werden für massive Migrationsbewegungen in der Gegenwart und Zukunft verantwortlich gemacht. Dieses negative öffentliche Bild steht in starkem Kontrast zu zahlreichen positiven Entwicklungen, die in der Öffentlichkeit kaum bekannt sind.
Viele sozioökonomische Indikatoren weisen unisono in eine positive Richtung: Lebenserwartung und Einkommen sind signifikant gestiegen, der Anteil der Armen ist gesunken. Bei Bildung und den Entwicklungschancen von Frauen gibt es Verbesserungen. In vielen Staaten gibt es hohes Wirtschaftswachstum.
Auch in der Politik sind Fortschritte nachweisbar: Die Zahl der Kriegstoten hat sich deutlich verringert, noch nie fanden so viele friedliche Machtwechsel statt. Präsidenten auf Lebenszeit, Militärdiktaturen und dominante Parteiensysteme sind auf dem Rückzug. Die politische Repräsentation von Frauen macht Fortschritte.
Regionalorganisationen tragen offenbar zur Durchsetzung demokratischer Normen und zum Frieden bei. Besonders nicht verfassungsmäßige Machtwechsel werden nicht mehr akzeptiert.
Die Berichterstattung führt zur fehlenden Aufmerksamkeit für Fortschritte: positive Entwicklungen sind langsam und langfristig, während negative Ereignisse fortlaufend für Aufmerksamkeit sorgen. Ohne das „Big Picture“ und die „longue durée“ ist der Wandel leicht zu übersehen. Allerdings sind Trends umkehrbar und zahlreiche Probleme bestehen fort. Relativ besser heißt nicht absolut gut.
Fazit
Die Entwicklungen in Afrika sind als Chance zu begreifen. Politik und Wissenschaft sollten die Negativorientierung hinterfragen, die Trends überprüfen sowie die „Treiber“ von positiven Entwicklungen identifizieren. Verstärkt sollten lange Zeiträume betrachtet werden. Die Erkenntnisse sind direkte Anknüpfungspunkte für Afrikapolitik und Entwicklungszusammenarbeit.
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