Publikation

Die hinterfragte Führung

Die Außenpolitik Brasiliens, Indiens und Südafrikas wird nicht mehr nur vom Zentralstaat bestimmt. GIGA-Forscher Johannes Plagemann hat untersucht, wie die Bedeutung von regionalen und transnationalen Akteuren wächst.

Mamata Banerjee, Chefin der indischen Regionalpartei All India Trinamool Congress (TMC) vor der Parlamentswahl im Mai 2014.
© Reuters / Rupak De Chowdhuri
Mamata Banerjee, Chefin der indischen Regionalpartei All India Trinamool Congress (TMC) vor der Parlamentswahl im Mai 2014.
© Reuters / Rupak De Chowdhuri

Im September 2011 sprengte die indische Regionalpartei All India Trinamool Congress (TMC) ein Abkommen mit dem Nachbarstaat Bangladesch, das eigentlich bereits in der Regierungskoalition abgestimmt war. Auch in Brasilien und Südafrika spielen sub- und nicht-staatliche Akteure eine zunehmend wichtige Rolle. In allen drei aufstrebenden Staaten hat sich das Verständnis von nationaler Souveränität im Laufe der vergangenen zwei Jahrzehnte gewandelt: von Zentralismus zu Pluralismus und von Souveränität als Autonomie hin zu einem positiven Verständnis von Interdependenz. Gleichzeitig versuchen die Regierungen dieser Staaten international den Schein einer uneingeschränkten, nationalen Souveränität zu wahren.

In seinem Buch "Cosmopolitanism in a Multipolar World“ nennt Johannes Plagemann dieses Phänomen "weiche Souveränität“: Zunehmend gestalten regionale Parteien, transnational vernetzte NGOs, Unternehmen und traditionelle Gemeinschaften Politikfelder, die vormals vom Nationalstaat monopolisiert waren. Sie stellen damit den Führungsanspruch des Staates in Frage. Johannes Plagemann geht der These nach, dass in einer globalisierten Welt das vernetzte Individuum an Bedeutung gewinnt. Er untersucht, inwieweit davon auch diejenigen Staaten betroffen sind, die gleichzeitig in einer zunehmend multipolaren Weltpolitik an Gewicht gewinnen.

"Weiche Souveränität“, so Plagemann, "spricht für einen Kosmopolitismus, der sowohl pluralistisch und moderat ist, als auch die Bedeutung nationaler Gemeinschaften für die Entstehung und Verwirklichung kosmopolitischer Ideale anerkennt.“

Dr. Johannes Plagemann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am GIGA Institut für Asien-Studien. Schwerpunkte seiner Arbeit sind die indische Außenpolitik und die Frage, welche Folgen der Aufstieg „neuer Mächte“ für die Legitimität internationaler Institutionen hat.

Das Buch kann hier bestellt werden.

Johannes Plagemann Cosmopolitanism in a Multipolar World: Soft Sovereignty in Democratic Regional Powers Basingstoke: Palgrave Macmillan, 2015

Benachrichtigungen

Melden Sie sich hier für E-Mail-Benachrichtigungen zu GIGA-Aktivitäten an

Soziale Medien

Folgen Sie uns