GIGA Focus Asien
Nummer 7 | 2006 | ISSN: 1862-359X
In der VR China bekommen in diesem Jahr voraussichtlich 60 % der Hochschulabsolventen keinen Arbeitsplatz. Durch den Beschäftigungsdruck entsteht steigendes Unruhepotenzial. Im Juni 2006 kam es bereits zu schweren Studentenprotesten. Nach Vorlage des Bildungsberichtes im Mai 2006 reagiert die chinesische Regierung darauf mit institutionellen Reformen des Hochschulsystems.
Analyse: Aufgrund der zu erwartenden hohen Arbeitslosenzahlen unter Hochschulabsolventen und der Gefahr weiterer Studentenproteste will die chinesische Regierung die Hochschulzugangsraten erstmals seit 1999 beschränken und sich stattdessen auf die Steigerung der Bildungsqualität konzentrieren.
Die Hochschulpolitik zielte bislang vor allem auf die Verbesserung der Infrastruktur ab. In den 1990er-Jahren erfuhr das chinesische Hochschulwesen eine enorme Expansion. Die Studentenzahl verdoppelte sich zwischen 1995 und 2000.
Auf dem Arbeitsmarkt herrscht jedoch ein „mismatch“ zwischen Angebot und Nachfrage. Die Qualifikationen der Hochschulabsolventen entsprechen nicht den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes.
Die Regierung läutet daher einen Richtungswechsel in der Hochschulpolitik ein. Die Expansionsgeschwindigkeit soll in Zukunft stärker durch Zugangsbeschränkungen kontrolliert werden. Zugleich werden bildungspolitische Maßnahmen diskutiert, um die Hochschulabsolventen besser in den Arbeitsmarkt integrieren zu können.
Katrin Willmann (2006), Strategiewechsel in der chinesischen Hochschulpolitik: Qualität statt Quantität, GIGA Focus Asien, 7, Hamburg: German Institute for Global and Area Studies (GIGA), http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-277092
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