GIGA Focus Nahost

Russland, China und die afrikanischen Staaten: Das Ringen um eine Libyenpolitik

Nummer 7 | 2011 | ISSN: 1862-3611


  • Seit über vier Monaten führt die NATO in Libyen unter Berufung auf die UN-Sicherheitsratsresolution 1973 vom 17. März 2011 Militäroperationen gegen die Truppen von Revolutionsführer Qaddafi zum "Schutz der Zivilbevölkerung" durch. Die Kritik an diesen NATO-Einsätzen wächst sowohl in den BRIC-Staaten als auch in Europa. Ein Ende der Einsätze ist derzeit nicht in Sicht.

    Analyse Die Demonstrationen in Banghazi führten ab dem 17. Februar 2011 binnen weniger Tage zur Befreiung ganz Ostlibyens von der Herrschaft Qaddafis. Auf die Ende Februar 2011 angelaufene militärische Rückeroberung und die Ankündigung Qaddafis, die "oppositionellen Ratten" auszumerzen, reagierte der UN-Sicherheitsrat mit Resolution 1973, mit der eine Flugverbotszone eingerichtet und "alle notwendigen Maßnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung" gebilligt wurden. Seit 19. März 2011 finden Luftangriffe auf Libyen statt, die seit 27. März 2011 von der NATO befehligt werden. Die Luftangriffe sind zunehmend einseitige Kampfeinsätze zugunsten der Streitkräfte des oppositionellen Nationalen Übergangsrates in Libyen wie überhaupt das NATO-Engagement immer stärker den Charakter eines Instrumentes zum Sturz des Qaddafi-Regimes angenommen hat. In dem Maße, in dem der NATO-Militäreinsatz politische Ziele verfolgt, wird er u.a. von Russland, China und vielen afrikanischen Staaten abgelehnt.

    • Auch wenn der russische Präsident Medwedew in der Libyenpolitik einen Schulterschluss mit den westlichen Staaten demonstriert, wird von russischer Seite in der Praxis das NATO-Engagement abgelehnt und von einem Missbrauch des UN-Mandats gesprochen.

    • China zeigt bislang am offensten Unterstützung für das Regime Qaddafis, obwohl es seit Juni 2011 im Rahmen seiner Vermittlungsbemühungen auch Kontakte zur Opposition gibt. Im Mittelpunkt steht die langfristige Sicherung der Wirtschaftsinteressen in Libyen.

    • Die afrikanischen Staaten sind teils für, teils gegen Qaddafi eingestellt und setzen folglich Sanktionsvorgaben nur selektiv um. Einheitlich abgelehnt wird der Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs gegen Qaddafi; die Afrikanische Union (AU) engagiert sich für eine politische Lösung, auch wenn die Vermittlung bislang erfolglos blieb.


    Fußnoten



      Forschungsschwerpunkte

      Wie man diesen Artikel zitiert

      Hanspeter Mattes (2011), Russland, China und die afrikanischen Staaten: Das Ringen um eine Libyenpolitik, GIGA Focus Nahost, 7, Hamburg: German Institute for Global and Area Studies (GIGA), http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-275950


      Impressum

      Der GIGA Focus ist eine Open-Access-Publikation. Sie kann kostenfrei im Internet gelesen und heruntergeladen werden unter www.giga-hamburg.de/de/publikationen/giga-focus und darf gemäß den Bedingungen der Creative-Commons-Lizenz Attribution-No Derivative Works 3.0 frei vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden. Dies umfasst insbesondere: korrekte Angabe der Erstveröffentlichung als GIGA Focus, keine Bearbeitung oder Kürzung.

      Das German Institute for Global and Area Studies (GIGA) – Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien in Hamburg gibt Focus-Reihen zu Afrika, Asien, Lateinamerika, Nahost und zu globalen Fragen heraus. Der GIGA Focus wird vom GIGA redaktionell gestaltet. Die vertretenen Auffassungen stellen die der Autorinnen und Autoren und nicht unbedingt die des Instituts dar. Die Verfassenden sind für den Inhalt ihrer Beiträge verantwortlich. Irrtümer und Auslassungen bleiben vorbehalten. Das GIGA und die Autorinnen und Autoren haften nicht für Richtigkeit und Vollständigkeit oder für Konsequenzen, die sich aus der Nutzung der bereitgestellten Informationen ergeben.

      Hanspeter Mattes

      Hanspeter Mattes

      Ehemals GIGA-Teammitglied




      Benachrichtigungen

      Melden Sie sich hier für E-Mail-Benachrichtigungen zu GIGA-Aktivitäten an

      Soziale Medien

      Folgen Sie uns