GIGA Focus Lateinamerika

Die Folgen der Finanzkrise für Lateinamerika: Kann die deutsche Entwicklungspolitik einen Beitrag zu ihrer Überwindung liefern?

Nummer 11 | 2009 | ISSN: 1862-3573


  • Im Gefolge der Finanzkrise hat Lateinamerika 2009 wirtschaftliche Einbrüche erlebt, ist aber auf gutem Weg, sich davon zu erholen. Deutschland kann die Region dabei begleiten. Die neue Bundesregierung strebt die Erarbeitung eines ressortübergreifenden Konzepts zur langfristigen Ausgestaltung der deutschen Lateinamerikapolitik an.

    Analyse Die Region Lateinamerika/Karibik (LAK) hat von 2003 bis Mitte 2008 hohes Wachstum erzielt und dabei Armut reduziert. Hinter einigen Staaten Osteuropas und Zentralasiens ist LAK 2009 jetzt jedoch die am stärksten von der aktuellen Krise betroffene Entwicklungs­länderregion. Im Unterschied zu früheren Krisen sind Währungen und Staatsfinanzen aber stabil geblieben. Die deutsche entwicklungspolitische Zusammenarbeit kann kurzfristig nur begrenzte, mittelfristig aber wichtige Impulse für die weitere Entwicklung geben:

    • Die Region könnte 2010 wieder wachsen (knapp 3 Prozent). Während die Versorgung mit neuem Kapital (vornehmlich durch die großen internationalen Finanzinstitutionen) wichtig bleibt, dürfte das Risiko einer zu schnellen und zu hohen staatlichen Neu­verschuldung steigen.

    • Die Armut ist in LAK innerhalb eines Jahres um 5 Prozent gestiegen und betrifft demnach weitere 9 Mio. Menschen. Damit wären die außergewöhnlichen Fortschritte bei der Ar­mutsreduzierung zwischen 2003 und Mitte 2008 völlig zunichte gemacht. So oder so: Die Erreichung des Millenniumsentwicklungsziels die Armut bis 2015 zu halbieren, ist in vielen Ländern deutlich schwieriger geworden.

    • Die deutsche Entwicklungspolitik kann eine ausreichende Kapitalausstattung der internationalen Finanzinstitutionen mit tragen, sollte ihr Augenmerk hierbei aber auch auf zunehmende Neuverschuldung und auf Verteilungsaspekte richten.

    • Außerdem kann sie laufende Reformen unterstützen, die auf die Stärkung von good financial governance, nachhaltiger Wirtschaftsförderung (beispielsweise durch die Förderung von Investitionen in erneuerbare Energien) und der regionalen Integration Lateinamerikas zielen sowie die Umsetzung neuer Armutsminderungsprogramme begünstigen.

    • Schließlich muss sie Beiträge zur global (economic) governance im Zuge der WTO-Verhandlungen, zur Reform der Bretton-Woods-Institutionen und zur neuen interna­tionalen Finanzarchitektur leisten.


    Fußnoten



      Wie man diesen Artikel zitiert

      Wolfram Klein (2009), Die Folgen der Finanzkrise für Lateinamerika: Kann die deutsche Entwicklungspolitik einen Beitrag zu ihrer Überwindung liefern?, GIGA Focus Lateinamerika, 11, Hamburg: German Institute for Global and Area Studies (GIGA), http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-275478


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      Wolfram Klein

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