GIGA Focus Global

Die Schweinegrippe und die Internationalen Gesundheitsvorschriften

Nummer 3 | 2009 | ISSN: 1862-3581


  • Mit dem Ausbruch der Schweinegrippe – offiziell jetzt A(H1N1) – in Mexiko erscheint am Horizont erneut die Gefahr einer Grippepandemie, die ähnlich wie die Pandemien des 20. Jahrhunderts (u. a. die Spanische Grippe 1918-1919) Hunderttausende oder gar Millionen Opfer fordern könnte. In den letzten Jahrzehnten haben die internationale Mobilität und damit auch die potenzielle Verbreitungsgeschwindigkeit von Infektionskrankheiten erheblich zugenommen, andererseits ist mit den neuen International Health Regulations (IHR, deutsch: Internationale Gesundheitsvorschriften – IGV) ein starkes Instrument zum Monitoring und zur Kontrolle von "öffentlichen Gesundheitsgefahren von internationaler Bedeutung" entstanden. Die Gefahr, dass sich die Schweinegrippe zu einer neuen Grippepandemie ausweitet, wird von den Experten sehr ernst genommen.

    Analyse Pandemien bedrohen eine globalisierte Welt sowohl durch die rasche Verbreitung gefährlicher Krankheiten als auch durch inadäquate Schutzmaßnahmen. Die ökonomischen Kosten von Reise- und Handelsbeschränkungen können immens sein; auch andere Maßnahmen, um eine ansteckende Krankheit einzudämmen, können die menschliche Privatsphäre erheblich einschränken. Internationale Regeln zum Umgang mit Infektionskrankheiten verlangen also sowohl effektive, global koordinierte Maßnahmen zur Bekämpfung der Krankheit als auch eine Kontrolle der Angemessenheit mobilitätsbeschränkender Maßnahmen.

    • Maximum protection, minimum restriction: Die 2005 verabschiedeten neuen IGV stellen ein komplexes Werk von Regeln und Maßnahmen dar, um ein globales System der Kontrolle und Bekämpfung von "Gesundheitsgefahren von internationaler Bedeutung" und gleichzeitig international akzeptierte Normen der Vereinbarung von Reise- und Handelsbeschränkungen aufzubauen.

    • Die Intensivierung der grenzüberschreitenden gesellschaftlichen und ökonomischen Verflechtungen (begleitet von zunehmender internationaler kommerzieller und privater Reisetätigkeit in einer stärker globalisierten Wirtschaft und Gesellschaft) erleichtern die globale Ausbreitung von Krankheitserregern.

    • Die "Schweinegrippe" – offiziell: Influenza A(H1N1) – ist durch eine rasche räumliche Verbreitung, aber bisher durch einen weitgehend milden Krankheitsverlauf gekennzeichnet. Wie im Falle früherer Grippepandemien besteht jedoch die Gefahr einer zweiten Infektionswelle mit erheblich schwererem Krankheitsverlauf. Die umfangreichen Maßnahmen zur Kontrolle der Infektion sind daher berechtigt.

    • Die neuen Regeln (IGV 2005; siehe Bundesrat 2007) haben sich bereits vor ihrer Verabschiedung im Umgang mit der SARS-Epidemie bewährt und ein hohes Maß an Akzeptanz gewonnen. Konflikte im Umgang mit Infektionen werden sich allerdings nicht vermeiden lassen, vor allem im Hinblick auf den Zugang zu Medikamenten und Impfstoffen (virus sharing).


    Fußnoten



      Wie man diesen Artikel zitiert

      Wolfgang Hein (2009), Die Schweinegrippe und die Internationalen Gesundheitsvorschriften, GIGA Focus Global, 3, Hamburg: German Institute for Global and Area Studies (GIGA), http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-275081


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      Lars Kohlmorgen

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      Martin Weinel

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