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"Spotlight on..." Archivarbeit

GIGA-Doktorandin Diba Mirzaei besuchte vor kurzem das Nationalarchiv des Vereinigten Königreichs in London, um dort für ihre Dissertation zu recherchieren. Erfahren Sie im folgenden Interview mehr über Dibas Besuch im Archiv.


  • GIGA-Doktorandin Diba Mirzaei besuchte vor kurzem das Nationalarchiv des Vereinigten Königreichs, um dort für ihre Dissertation zu recherchieren. Erfahren Sie im folgenden Interview mehr über Diba's Besuch im Archiv.

    Wie hast du deinen Besuch im Archiv organisiert?

    Im Oktober war ich im Nationalarchiv des Vereinigten Königreichs in London, das als offizielles Archiv und Herausgeber für die britische Regierung und für England und Wales fungiert. Um mich bestmöglich auf meinen Besuch vorzubereiten, habe ich mir zunächst die Website des Archivs angeschaut und mich über die Besuchsrichtlinien informiert. Das hat als gute Einführung in das Archiv gedient, bevor ich mich dem wichtigsten und schwierigsten Schritt widmen konnte - der Suche nach Dokumenten, die für meine Arbeit relevant sind. Da ich noch nie zuvor ein Archiv besucht hatte, war ich vor allem besorgt, Dokumente zu übersehen oder nicht die richtigen zu bestellen. Daher verbrachte ich viel Zeit damit, den Katalog zu durchsuchen und so viele Dokumente wie möglich zu bestellen. Zunächst sah ich mir die Arbeiten anderer Forscher:innen an, die mit ähnlichen Themen das Archiv besucht hatten und notierte alle Akten, die sie benutzt hatten und die auch für mein Thema relevant sein könnten. Das waren die ersten Dokumente, die ich dann bestellt habe. Anschließend habe ich mir aufgeschrieben, welche Daten, Ereignisse, Personen und Ämter für mein Thema relevant sind und gezielt danach gesucht. Da man nur 12 Artikel pro Tag im Voraus bestellen kann, habe ich eine separate Datei mit relevanten Dokumenten angelegt, die ich vor Ort bestellen konnte. Das hat mir in jedem Fall geholfen nicht meinen Verstand zu verlieren und es war eine große Erleichterung zu wissen, dass ich am Tag meines Besuchs jederzeit weitere Unterlagen bestellen konnte.

    Inwiefern sind die Quellen für deine Dissertation wichtig und wie wirst du sie einbeziehen?

    Da ich in Geschichte promoviere, beziehe ich meine Hauptquellen aus Archiven. Mein Thema sind die iranisch-saudischen Beziehungen in den 1970er Jahren und wie sie von der damals vorherrschenden US-Politik beeinflusst wurden. Da diese US-Politik erst durch den Rückzug Großbritanniens aus dem Persischen Golf im Jahr 1971 relevant wurde, wollte ich gerne das Archiv in London besuchen. Andere Forscher:innen hatten mir gesagt, dass meine Dissertation ohne das britische Archiv unvollständig wäre, und ich bin froh, dass ich auf ihren Rat gehört habe. Ich habe so viele faszinierende Dokumente gefunden, die mein Verständnis des Themas entweder ergänzen oder mir neue Informationen liefern und somit den Zugang zu meinem Thema abgerundet haben. Da in letzter Zeit nicht allzu viele Artikel und Bücher über die iranisch-saudischen Beziehungen vor der iranischen Revolution von 1979 geschrieben wurden, vermitteln die von mir gesammelten Quellen ein differenzierteres Verständnis und widerlegen in einigen Fällen sogar die vorherrschenden Darstellungen.

    Warum ist Archivarbeit wichtig?

    Um die Vergangenheit zu verstehen, ist es meines Erachtens wichtig zu wissen, was relevante Persönlichkeiten, Länder oder Regierungen zu der Zeit oder dem Ereignis gesagt, gedacht und getan haben. Eine Möglichkeit besteht natürlich darin, Interviews mit Personen zu führen, die bei den Diskussionen und Verhandlungen anwesend waren. Allerdings kann man sich nie sicher sein, ob deren Erinnerungen an die Ereignisse korrekt sind oder ob sie nicht Fakten verschweigen, um eine bestimmte Darstellung zu fördern. Archivdaten sind daher eine gute Möglichkeit, dieses Risiko zu verringern. Vor allem, wenn Strategien, Argumente oder Meinungen in mehr als einem Dokument zum Ausdruck gebracht werden, kann man sich auf der sicheren Seite fühlen. Archivdaten sind auch eine hervorragende Quelle um zu verstehen, wie politische Maßnahmen wirklich zustande gekommen sind, was hinter verschlossenen Vorhängen diskutiert wurde und was Personen wirklich dachten, wenn die Kameras nicht liefen. Sie liefern also Hintergrundinformationen, die uns sonst nicht zur Verfügung stehen würde.

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