Forschung

Es wird enger auf dem Land

Weltweit konkurrieren Landwirte mit der Agrarindustrie um jeden Hektar Anbaufläche. Das aktuelle Leibniz-Journal beschreibt, wie dadurch die Agrarökonomie eine Renaissance erlebt - unter anderem mit den WissenschaftlerInnen Jann Lay und Kerstin Nolte.

Sugar cane field
© UN Photo/Eskinder Debebe
Sugar cane field
© UN Photo/Eskinder Debebe

Land ist wieder attraktiv geworden: Zahlte die EU ihren Bauern noch vor wenigen Jahren Geld dafür, Anbauflächen still zu legen, um der Überproduktion Herr zu werden, fließen heute Milliardeninvestitionen in die Agrarmärkte. Wurde angesichts fallender Lebensmittelpreise diskutiert, Äcker in Kulturlandschaften umzuwandeln, wird nun um jeden Hektar Land gerungen. […]

Fieberhaft wird deshalb nach Wegen gesucht, neues Land zu erschließen. "Allein in Afrika hat die Anbaufläche in den vergangenen zehn Jahren um 14 Prozent zugenommen," sagt der Ökonom Thorsten Schmidt vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsförderung Essen. Die Erweiterung könnte für eine Entspannung des Getreidemarktes sorgen. Sie führt aber auch zu neuen Konflikten.

"Problematisch wird es, wenn sich ihr positiver Nutzen für die Bevölkerung vor Ort nicht materialisiert," sagt Jann Lay vom Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien (GIGA) in Hamburg. Meist sind es Investoren aus Industrieländern, die sich Pachtflächen in Afrika sichern. Immer wieder wird ihnen Land Grabbing vorgeworfen: Landraub, bei dem Kleinbauern enteignet und verdrängt werden, um ihre Böden auszubeuten. "Aber so einfach ist das nicht", sagt Lay, der die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der Investitionen untersucht.

Allein der Vorwurf, dass Länder wie China afrikanische Flächen nutzen, um ihren eigenen Nahrungsbedarf zu decken, sei nicht korrekt. "Der Großteil wird für den lokalen Markt produziert." Zudem seien Auswüchse wie extreme Abholzung oder Enteignungen häufig Ergebnis mangelhafter Regulierung. Etliche Kleinbauern wirtschaften etwa nach Gewohnheitsrecht auf kleinen Parzellen, also ohne echten Landtitel. Bei der Neuverpachtung werden sie übergangen.

Häufig spielt auch Korruption eine Rolle bei der Vergabe von Land, dessen Eigentumssituation unklar ist. "Gäbe es klare gesetzliche Regelungen für den Kauf und die Nutzung von Land und würden die konsequent umgesetzt, wären viele negative Effekte für Bevölkerung und Umwelt vermeidbar", so Jann Lay.

Um Licht in das Geschäft mit dem Land zu bringen, beteiligt sich das GIGA an der Datenbank "Land Matrix". Sie sammelt und veröffentlicht Daten über Landerwerb weltweit. "Wir wollen Transparenz auf diesem Markt herstellen, damit sichtbar wird, welche Investitionen wo getätigt werden", sagt Kerstin Nolte, die wie Jann Lay am GIGA forscht.

Neben der Erweiterung der Anbauflächen sind aus agrarökonomischer Sicht vor allem Investitionen in deren effiziente Nutzung nötig, um die Konkurrenz ums Land zu entschärfen. Sie sollen schlecht genutzte Böden ertragreicher machen und Infrastrukturen verbessern.

Journal of Modern African Studies | 2015

Interplay of Land Governance and Large-Scale Agricultural Investment: Evidence from Ghana and Kenya

Susanne Johanna Väth

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