Brasilien galt einst als aufstrebende Gestaltungsmacht, die es vermochte, ihr Potenzial zu nutzen – doch die Umwälzungen der vergangenen Jahre stürzten das Land in eine folgenschwere Krise. Zu einer wirtschaftlichen Rezession, steigenden Arbeitslosenquoten und massiver Staatsverschuldung kam eine politische Eskalation, die im Mai 2016 die Suspendierung von Präsidentin Dilma Rousseff zur Folge hatte. Ihr Nachfolger, Interimspräsident Michel Temer und ein Großteil seines Kabinetts sowie die Mehrheit der Parlamentsabgeordneten und Senatoren stehen unter Korruptionsverdacht und müssen sich zum Teil bereits vor Gericht verantworten. Lula da Silva, ehemaliger Präsident und Leitfigur der Arbeiterpartei, wurde wegen Korruption verurteilt und inhaftiert. Um die Wirtschaftskrise zu bewältigen, verordnete die Regierung Temer einen höchst notwendigen Sparkurs, der jedoch auf Kosten der sozialen Errungenschaften der vergangenen Jahre geht.
Diese enormen wirtschaftlichen, politischen und sozialen Herausforderungen liefern Nährboden für Populismus. Im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen 2018 hat der populistische Rechtsaußen-Kandidat Jair Bolsonaro die gebildete Mittelschicht ebenso wie ultra-konservative Wähler mobilisiert. Mit seinem radikalen Programm hat er den traditionellen Lagerwahlkampf zwischen der linken Arbeiterpartei und den konservativen Sozialdemokraten aufgebrochen.
Inwiefern haben der Korruptionsskandal und die Wahlkampagne des rechten Populisten Bolsonaro Lateinamerikas größte Volkswirtschaft verändert? Welchen Einfluss wird sie künftig auf den Kontinent haben? Wird Brasilien zu seiner Rolle als globale Gestaltungsmacht zurückfinden? Das GIGA German Institute of Global and Area Studies analysiert diese und weitere Fragen interdisziplinär und Regionen übergreifend. Aktuelle Forschungsergebnisse, Analysen und Kontaktdaten unserer Brasilien-Expert*innen haben wir in diesem Spotlight für Sie zusammengefasst.