GIGA Focus Lateinamerika

Strategien südamerikanischer Sekundärmächte

Nummer 4 | 2012 | ISSN: 1862-3573


  • Der Amerikagipfel in Cartagena (Kolumbien) am 14./15. April 2012 endete ohne Abschlusserklärung. Tiefgreifende Meinungsverschiedenheiten über die Ausgrenzung Kubas und die Malvinasfrage legen den Schluss nahe, dass regionalpolitische Fragen künftig andernorts entschieden werden: in Südamerika.

    Analyse Der globale Aufstieg der Regionalmacht Brasilien ist in aller Munde. Argentinien, Chile, Venezuela und Kolumbien erfahren dagegen weitaus weniger Aufmerksamkeit. Gemessen an ihren materiellen Ressourcen und ihrem außenpolitischen Einfluss gelten sie als regionale Sekundärmächte. In Reaktion auf die zunehmend dominante Rolle Brasiliens haben diese vier Staaten unterschiedliche außenpolitische Strategien entwickelt.

    • Alle vier Sekundärmächte gehen Koalitionen mit externen Mächten ein, um sektorspezifische Interessen (Handel, Rüstung, Technologie) zu verfolgen. Zudem dienen die Bündnisse mit den USA, China oder Russland dazu, den außenpolitischen Manövrierraum gegenüber der Regionalmacht auszubauen.

    • Während Argentinien das Verhältnis zu Brasilien als eine "kompetitive Partnerschaft" versteht, führt Venezuela mit der Bolivarischen Allianz für die Völker unseres Amerika (ALBA) ein alternatives Regionalforum an, in dem mit Bolivien und Ecuador zwei weitere südamerikanische Staaten vertreten sind.

    • Dabei setzen Caracas und Buenos Aires auf anti-neoliberale Diskurse und auf eine protektionistische Wirtschaftspolitik gegenüber Brasilien. In beiden Ländern wird die Außenwirtschaftspolitik stark an der jeweiligen Wählerklientel ausgerichtet.

    • Die Sekundärmächte Chile und Kolumbien zielen dagegen auf eine Liberalisierung des Außenhandels mit der Regionalmacht. In diesen gegenüber Brasilien wettbewerbsfähigsten Volkswirtschaften Südamerikas üben Unternehmerverbände nachhaltigen Einfluss auf die Außenpolitik aus.

    • Santiago ergänzt den traditionellen Handelsbilateralismus und errichtet mit der Pazifik-Allianz gemeinsam mit Bogotá eine wirtschaftliche Gegenmacht mit erheblichem Potenzial: Der gemeinsame Binnenmarkt ist größer als der Brasiliens.


    Fußnoten



      Wie man diesen Artikel zitiert

      Daniel Flemes, und Leslie Wehner (2012), Strategien südamerikanischer Sekundärmächte, GIGA Focus Lateinamerika, 4, Hamburg: German Institute for Global and Area Studies (GIGA), http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-292816


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      Das German Institute for Global and Area Studies (GIGA) – Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien in Hamburg gibt Focus-Reihen zu Afrika, Asien, Lateinamerika, Nahost und zu globalen Fragen heraus. Der GIGA Focus wird vom GIGA redaktionell gestaltet. Die vertretenen Auffassungen stellen die der Autorinnen und Autoren und nicht unbedingt die des Instituts dar. Die Verfassenden sind für den Inhalt ihrer Beiträge verantwortlich. Irrtümer und Auslassungen bleiben vorbehalten. Das GIGA und die Autorinnen und Autoren haften nicht für Richtigkeit und Vollständigkeit oder für Konsequenzen, die sich aus der Nutzung der bereitgestellten Informationen ergeben.

      Dr. Daniel Flemes

      Dr. Daniel Flemes

      Ehemals GIGA-Teammitglied


      Leslie Wehner

      Leslie Wehner

      Former Doctoral Researcher




      Asian Journal of Latin American Studies | 2011

      Contested Leadership in Comparative Perspective: Power Strategies in South Asia and South America

      Dr. Daniel Flemes

      Ehemals GIGA-Teammitglied

      Dr. Thorsten Wojczewski

      Ehemals Associate

      GIGA Focus Lateinamerika | 12/2009

      Konkurrierender Regionalismus: Fünf Jahre UNASUR und ALBA

      Dr. Daniel Flemes

      Ehemals GIGA-Teammitglied

      Lotte Westermann

      Eberhard Karls Universität Tübingen

      GIGA Working Papers | 12.2009

      Creating Multilevel Security Governance in South America

      Dr. Daniel Flemes

      Ehemals GIGA-Teammitglied

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