GIGA Focus Global

Staatlichkeit in Entwicklungsländern: Versachlichung tut not

Nummer 2 | 2007 | ISSN: 1862-3581


  • "America is now threatened less by conquering states than we are by failing ones" (National Security Strategy 2002): Diese Erkenntnis ist vor allem als Reaktion auf die Terrorakte vom 11. September 2001 in den USA zu verstehen. Seither hat sich der Gedanke aber weltweit verfestigt: Sowohl in der Europäischen Sicherheitsstrategie als auch in der US-amerikanischen Nationalen Sicherheitsstrategie werden failing states als sicherheitspolitische Bedrohung eingestuft.

    Analyse: Die den verschiedensten Veröffentlichungen zugrunde gelegten Kriterien fragiler Staatlichkeit variieren erheblich. Und empirisch stellt sich die Frage, ob Staatlichkeit in der Dritten Welt tatsächlich so stark erodiert ist, wie diese Verlautbarungen glauben machen. Folgende Korrekturen sind notwendig:

    • Allein aus der Beobachtung westlicher Systeme gewonnene, angeblich notwendige Staatsfunktionen sind für die gesellschaftliche Befriedung nicht zwingend erforderlich

    • Der unterstellte Zusammenhang von innerem Frieden, Marktorientierung, Demokratisierung, Rechtsstaatlichkeit und sozialem Ausgleich ist keinesfalls widerspruchsfrei und universal gültig

    • Einige Ordnungsleistungen des Staates können durch einigermaßen äquivalente Leistungen anderer – substaatlicher oder privater – Träger erbracht werden

    • Staatliche Funktionen wurden früher nicht grundsätzlich besser wahrgenommen, wie es das Schlagwort Staatszerfall pauschal unterstellt

    • Externe Faktoren werden für die tatsächlich zuweilen stattfindende Erosion von Staatlichkeit in der Dritten Welt in übertriebener Weise verantwortlich gemacht


    Fußnoten



      Wie man diesen Artikel zitiert

      Joachim Betz (2007), Staatlichkeit in Entwicklungsländern: Versachlichung tut not, GIGA Focus Global, 2, Hamburg: German Institute for Global and Area Studies (GIGA), http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-274238


      Impressum

      Der GIGA Focus ist eine Open-Access-Publikation. Sie kann kostenfrei im Internet gelesen und heruntergeladen werden unter www.giga-hamburg.de/de/publikationen/giga-focus und darf gemäß den Bedingungen der Creative-Commons-Lizenz Attribution-No Derivative Works 3.0 frei vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden. Dies umfasst insbesondere: korrekte Angabe der Erstveröffentlichung als GIGA Focus, keine Bearbeitung oder Kürzung.

      Das German Institute for Global and Area Studies (GIGA) – Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien in Hamburg gibt Focus-Reihen zu Afrika, Asien, Lateinamerika, Nahost und zu globalen Fragen heraus. Der GIGA Focus wird vom GIGA redaktionell gestaltet. Die vertretenen Auffassungen stellen die der Autorinnen und Autoren und nicht unbedingt die des Instituts dar. Die Verfassenden sind für den Inhalt ihrer Beiträge verantwortlich. Irrtümer und Auslassungen bleiben vorbehalten. Das GIGA und die Autorinnen und Autoren haften nicht für Richtigkeit und Vollständigkeit oder für Konsequenzen, die sich aus der Nutzung der bereitgestellten Informationen ergeben.

      GIGA Focus Afrika | 7/2008

      Neuer Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit in Afrika

      Dirk Kohnert

      Ehemals GIGA-Teammitglied

      Benachrichtigungen

      Melden Sie sich hier für E-Mail-Benachrichtigungen zu GIGA-Aktivitäten an

      Soziale Medien

      Folgen Sie uns