Abstract
Um die Gestalt und die Funktionsweise politischer Herrschaftssysteme zu verstehen und zu erklären, ist es notwendig, deren informelle Elemente – die neben formalen Elementen existieren und mit diesen interagieren – in den Blick zu nehmen. In der Tat haben sich die Politikwissenschaft und die Regionalstudien seit längerer Zeit mit verschiedenen Aspekten "informeller Politik" und "informeller Institutionen" beschäftigt. Auf der Grundlage eines Überblicks über die relevante Literatur zeigt dieser Beitrag zunächst, dass die empirisch reichen Studien zur "Nicht‐OECD‐Welt" den Begriff "informelle Politik" unterschiedlich verwenden, was zu konzeptioneller Mehrdeutigkeit führt. Zudem mangelt es dem Begriff informelle Politik, so wie er in der Literatur verwendet wird, an konzeptioneller Trennschärfe. In Bezug auf die konzeptuellen und darüber hinaus gehenden analytischen Grundlagen des Studiums informeller Institutionen sind demgegenüber in jüngerer Zeit größere Fortschritte erzielt worden. In diesem Beitrag werden in diesem Zusammenhang insbesondere Arbeiten zu verschiedenartigen "genetischen" Typen informeller Institutionen – traditions‐ und transitionsfundierte informelle Institutionen – sowie zu den möglichen Beziehungen zwischen informellen und formalen Institutionen hervorgehoben. Schließlich wird argumentiert, dass ein Fokus auf politische Regime für institutionelle Analysen der Gestalt und Funktionsweise von Autokratien (und anderen politischen Herrschaftssystemen) besonders fruchtbar ist. Indes stellt der opake Charakter von Autokratien das Studium informeller Institutionen in derartigen Herrschaftssystemen vor besonders große Herausforderungen.
Cham: Palgrave Macmillan, forthcoming
The Pacific Review, online first, 2019
MERICS Blog - European Voices on China, 2019
ChinaContact, 2019, 07/08, 40-41