GIGA Focus Africa

Machtwechsel im Senegal – neue Chance für die Demokratie?

Number 2 | 2012 | ISSN: 1862-3603


  • Seit dem 2. April 2012 hat der Senegal einen neuen Präsidenten. Der 51-jährige frühere Premierminister Macky Sall löste Präsident Abdoulaye Wade ab, der das Amt seit 2000 innegehabt und sich auf Grundlage einer umstrittenen Verfassungsauslegung um eine dritte Amtszeit beworben hatte.

    Analyse Der Sieg von Macky Sall kam nicht völlig überraschend, allerdings hatten viele Beobachter bis zuletzt nicht erwartet, dass der greise Amtsinhaber seine Wahlniederlage tatsächlich zulassen würde. Bereits nach dem ersten Wahlgang hatte sich abgezeichnet, dass Präsident Wade keine Mehrheit mehr in der Bevölkerung hatte. Der Machtwechsel erfolgte schließlich überraschend reibungslos.

    • Die schwerste Fehleinschätzung des Amtsinhabers bestand in der Erwartung, der Bevölkerung seinen Sohn als Nachfolger aufzwingen zu können, obwohl dieser bereits bei den Kommunalwahlen in Dakar eine Abfuhr erhalten hatte.

    • Wades Versuch, eine Dynastie zu errichten, sorgte nicht nur für die Abwendung fähiger Politiker wie Macky Sall von der Parti Démocratique Sénégalais (PDS), sondern wurde zum Symbol personalistischer Amtsführung schlechthin.

    • Die politisch-institutionellen Rahmenbedingungen erwiesen sich als weniger vorteilhaft für den Amtsinhaber als zunächst angenommen. Bei den Wahlen selbst wirkte sich die absolute Mehrheitswahl zugunsten der Opposition aus.

    • Der Machtwechsel war schließlich auch das Ergebnis einer erstaunlichen Mobilisierung der städtischen Zivilgesellschaft gegen das „System Wade“ und eines seit 2007 vorbereiteten Schulterschlusses aller wichtigen Oppositionsparteien.

    • Die Ereignisse im Senegal bestätigen damit einen Trend, wonach Amtsinhaber in Afrika bei einer absoluten Mehrheitswahl im ersten Wahlgang gewinnen müssen, weil sie mit aller Wahrscheinlichkeit im zweiten Wahlgang nicht die Stimmen der unterlegenen oppositionellen Kandidaten auf sich vereinen können.


    Footnotes



      How to cite this article

      Christof Hartmann (2012), Machtwechsel im Senegal – neue Chance für die Demokratie?, GIGA Focus Africa, 2, Hamburg: German Institute for Global and Area Studies (GIGA), http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-309657


      Imprint

      The GIGA Focus is an Open Access publication and can be read on the Internet and downloaded free of charge at www.giga-hamburg.de/en/publications/giga-focus. According to the conditions of the Creative-Commons license Attribution-No Derivative Works 3.0, this publication may be freely duplicated, circulated, and made accessible to the public. The particular conditions include the correct indication of the initial publication as GIGA Focus and no changes in or abbreviation of texts.

      The German Institute for Global and Area Studies (GIGA) – Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien in Hamburg publishes the Focus series on Africa, Asia, Latin America, the Middle East and global issues. The GIGA Focus is edited and published by the GIGA. The views and opinions expressed are solely those of the authors and do not necessarily reflect those of the institute. Authors alone are responsible for the content of their articles. GIGA and the authors cannot be held liable for any errors and omissions, or for any consequences arising from the use of the information provided.

      Christof Hartmann

      Christof Hartmann




      GIGA Focus Africa | 9/2011

      Präsidentialismus in Afrika

      Johanna Klotz

      Bielefeld University

      Notification

      Sign up to receive email notifications about GIGA activities

      Social Media

      Follow us