GIGA Focus Global

Machtteilung – wohlklingendes Rezept mit vielen Risiken

Number 3 | 2007 | ISSN: 1862-3581


  • Am 24. April griffen Mitglieder einer bislang nicht in Friedensverhandlungen eingebundenen Rebellenbewegung in der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) einen Armeekonvoi an; zuvor hatte die Armee eine ihrer gefürchteten Razzien im Nordwesten des Landes durchgeführt. Beides geschah kurz nach einem Abkommen zwischen Regierung und hauptsächlicher Rebellenbewegung. Dies ist nur ein Beispiel, wie wenig Machtteilungsarrangements wert sind, auf denen viele Hoffnungen ruhen.

    Analyse: Zu den häufigsten Standardlösungen von Bürgerkriegen gehört die Machtteilung (power-sharing). Sie wird in hochrangigen Gesprächsrunden, meist über einen außenstehenden Vermittler verhandelt. Wie jüngere Friedensschlüsse in Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste), Nepal, im Tschad und in der ZAR zeigen, sind diese Arrangements häufiger aber eher Bestandteil des Problems als ihrer Lösung:

    • Die Vergabe von Regierungsposten u. Ä. an Rebellenführer belohnt den gewaltsamen Weg zur Macht. Zivile Opposition wird entwertet, das falsche Zeichen gesetzt.

    • Auch auf der Ebene des "Fußvolks" kann der Eindruck entstehen, dass sich die Gewaltoption am ehesten auszahlt. Zumindest materielle Ziele (Demobilisierungsrenten) scheinen sich schneller verwirklichen zu lassen als durch "ehrliche Arbeit".

    • Eine vollständige Inklusion aller Konfliktparteien ist kaum zu erzielen, die "umfassende" Friedenslösung in einem Vertrag ist eine Illusion: Wer nicht mit am Verhandlungstisch sitzt, fühlt sich ausgeschlossen und kämpft weiter. Nicht selten kann beobachtet werden, dass es nach der vermeintlichen Regelung eines Konfliktes zu einer neuerlichen Eskalation der Auseinandersetzungen kommt. Das heißt, es geht weniger um Inklusion als um die deutliche Aussicht, die Konfliktursachen aufzuarbeiten.


    Footnotes



      Research Programmes

      How to cite this article

      Andreas Mehler (2007), Machtteilung – wohlklingendes Rezept mit vielen Risiken, GIGA Focus Global, 3, Hamburg: German Institute for Global and Area Studies (GIGA), http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-276038


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      The German Institute for Global and Area Studies (GIGA) – Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien in Hamburg publishes the Focus series on Africa, Asia, Latin America, the Middle East and global issues. The GIGA Focus is edited and published by the GIGA. The views and opinions expressed are solely those of the authors and do not necessarily reflect those of the institute. Authors alone are responsible for the content of their articles. GIGA and the authors cannot be held liable for any errors and omissions, or for any consequences arising from the use of the information provided.

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