GIGA Focus Middle East

Ägypten in der Reformkrise: Politischer Umbruch ohne wirtschaftliches Konzept

Number 10 | 2011 | ISSN: 1862-3611


  • Am 26. Oktober 2011 wurde der ägyptische Finanzminister Hazem al-Beblawy in der Tageszeitung Al-Masry al-Youm mit folgenden Worten zitiert: "Wir erleiden keine Wirtschafts-, sondern eine Finanzkrise. Der Körper ist in Ordnung, er ist nur am verbluten".

    Analyse Nur einen Monat vor den am 28. November 2011 beginnenden, ersten freien Wahlen bestätigte ein Mitglied des Kabinetts damit erstmals offiziell, dass Ägypten gravierende wirtschaftliche Probleme hat. Dabei offenbarte er deutlich das wahre Ausmaß der Reformkrise: Die politischen Akteure unterschätzen die Bedeutung der wirtschaftlichen Dimension und haben weder eine Vision noch ein Konzept für den wirtschaftlichen Wieder- und Neuaufbau ihres Landes.

    • Die ökonomischen Probleme des Landes wie die geringe Produktivität, die eingeschränkte internationale Wettbewerbsfähigkeit und fehlende Arbeitsplätze sind strukturell. Diese lassen sich auch durch einen abrupten Machtwechsel nicht automatisch "kurieren".

    • Kurzfristig überwog in der jungen Generation die Euphorie über politische Teilerfolge gegenüber der Frustration über unverändert schlechte wirtschaftliche Perspektiven. Doch die Unzufriedenheit wächst zunehmend.

    • Mittel- bis langfristig wird die Unterstützung des politischen Umbruchs viel mehr als bisher von einer spürbaren Verbesserung der Lebensverhältnisse für breite Teile der Bevölkerung abhängen. Eine wesentliche Herausforderung für Ägypten besteht darin, die bislang aufgeschobene umfassende Modernisierung ökonomischer Strukturen zeitgleich mit einer politischen Neuordnung einzuleiten und durchzuführen.

    • Um in Zukunft eine ineffiziente Nutzung und Fehlallokation vorhandener Ressourcen zu vermeiden, müssen jetzt vor allem innergesellschaftlicher (Ideen)Wettbewerb und unternehmerische Innovationen wiederbelebt und systematisch gefördert werden.


    Footnotes



      How to cite this article

      Juliane Brach (2011), Ägypten in der Reformkrise: Politischer Umbruch ohne wirtschaftliches Konzept, GIGA Focus Middle East, 10, Hamburg: German Institute for Global and Area Studies (GIGA), http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-289082


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      The German Institute for Global and Area Studies (GIGA) – Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien in Hamburg publishes the Focus series on Africa, Asia, Latin America, the Middle East and global issues. The GIGA Focus is edited and published by the GIGA. The views and opinions expressed are solely those of the authors and do not necessarily reflect those of the institute. Authors alone are responsible for the content of their articles. GIGA and the authors cannot be held liable for any errors and omissions, or for any consequences arising from the use of the information provided.

      Juliane Brach

      Juliane Brach

      Former Doctoral Researcher




      GIGA Working Papers | 12/2010

      Technological Readiness in the Middle East and North Africa – Implications for Egypt

      Juliane Brach

      Former Doctoral Researcher

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