In Brief

Wie beurteilen Sie die Rolle Chinas in Afrika?

GIGA-Wissenschaftler:innen beantworten im Rahmen der Kampagne „Frag Leibniz“ große Fragen des Zusammenlebens. Die Aktion der Leibniz-Gemeinschaft lädt zum Mitmachen ein.

A Chinese construction worker looks on as locals cross a construction site using a makeshift bridge in Viana, about 30 km east of the capital Luanda.
© Reuters / Siphiwe Sibeko
A Chinese construction worker looks on as locals cross a construction site using a makeshift bridge in Viana, about 30 km east of the capital Luanda.
© Reuters / Siphiwe Sibeko

Wie beurteilen Sie die Rolle Chinas in Afrika? Tabea Lakemann, Research Fellow am GIGA Institut für Afrika-Studien, beantwortet diese Frage im Rahmen der Kampagne „Frag Leibniz“.

„Das chinesische Engagement auf dem afrikanischen Kontinent wurde seit dem ersten China-Afrika-Gipfel im Jahr 2000 stetig intensiviert und ist thematisch und geografisch breit gefächert: Es reicht von umfangreichen Investitionen in Infrastruktur über Entwicklungshilfe-Maßnahmen und Privatinvestitionen bis hin zur Bereitstellung von Truppen für UN-Friedensmissionen in einigen afrikanischen Ländern. Diese vielen verschiedenen Aktivitäten lassen sich nicht pauschal positiv oder negativ bewerten.

Angenommen, uns interessiert Chinas Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung afrikanischer Staaten: Das chinesische Engagement in Afrika ist in überwältigendem Maße von eigenen wirtschaftlichen Interessen getrieben. China ist inzwischen der wichtigste Handelspartner des Kontinents, Herkunftsland der meisten neu getätigten Direktinvestitionen und bei weitem der wichtigste Finanzgeber für Infrastrukturprojekte. Anders als beispielsweise westliche Geberländer oder die Weltbank bietet China Pakete von der Finanzierung durch staatliche Banken bis hin zum Bau der Infrastruktur durch private chinesische Firmen an. Für die chinesische Seite hat das den Vorteil, dass Überkapazitäten in der Bauindustrie nach Afrika „exportiert“ werden können, während Gewinne zurück nach China fließen. Gleichzeitig sichert sich China so vielerorts den Zugang zu Bodenschätzen sowie strategisch wichtigen Einrichtungen und Anlagen. Auch für afrikanische Volkswirtschaften hat das Arrangement durchaus seinen Reiz: Mit dem Bau von Straßen, Bahnlinien, Tiefseehäfen und Kraftwerken trägt China zum Abbau der enormen Infrastrukturdefizite bei, die vielerorts wirtschaftliche Entwicklung behindern. Es gibt jedoch auch berechtigte Gründe zur Skepsis. Oft kommen kaum afrikanische Arbeitskräfte zum Zuge, sodass wenig Wertschöpfung im jeweiligen Land verbleibt. Sehr problematisch sind auch die hohe Verschuldung afrikanischer Staaten gegenüber China und die Tatsache, dass Kredite oft aus den Gewinnen der Infrastrukturprojekte zurückgezahlt werden sollen. Fallen diese geringer aus als erwartet, gerät das afrikanische Land in Zahlungsschwierigkeiten. Anfang 2019 sind mehr als fünfzehn afrikanische Staaten zahlungsunfähig oder von der Zahlungsunfähigkeit bedroht – mehrere dieser Staaten stehen tief bei China in der Kreide. Insgesamt bedeutet Chinas Engagement also Entwicklungschancen für afrikanische Staaten, birgt aber auch umfangreiche Risiken. Wichtig für afrikanische Regierungen ist, dass sie Verhandlungsspielräume voll ausnutzen, um für sich die besten Konditionen auszuhandeln – und wenn nötig auch einmal Nein zu einem Projekt sagen.“

Weitere Informationen zur Kampagne „Frag Leibniz“

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