GIGA Focus Global

Vergangenheitspolitik zwischen globalen Normen und lokalen Verhältnissen

Nummer 6 | 2006 | ISSN: 1862-3581


  • Sechzig Jahre nach den Nürnberger Prozessen hat sich die Einsicht in die grundsätzliche Notwendigkeit, die Vergangenheit nicht unbearbeitet zu lassen, weltweit durchgesetzt: „Vergangenheitsbewältigung“ hat Konjunktur. Auch hierzulande wurde berichtet über die Wahrheitskommissionen in Paraguay, Marokko und Burundi, über das breite Spektrum von Gerichtsverfahren, das lokale und nationale Prozesse sowie internationale und hybride Tribunale umfasst, oder über Entschädigungsprogramme für die Überlebenden von Staatsterror und Massakern, etwa in Südafrika oder Guatemala. Doch was wurde und wird eigentlich aus den verschiedenen Ansätzen? Zeichnen sich globale Trends der Aufarbeitung von Vergangenheit ab?

    Analyse: Im Mittelpunkt der Debatten um die Möglichkeiten des Umgangs mit blutiger Vergangenheit stehen vier vergangenheitspolitische Instrumente: Gerichtsverfahren, „Säuberungen“, Reparationen und die institutionalisierte Aufklärung. Diese Instrumente wurden in den letzten Jahrzehnten beständig verfeinert, fortentwickelt und angepasst.

    • Die Auswahl vergangenheitspolitischer Instrumente und deren Ergebnisse hängen sowohl vom Charakter der vorangegangenen Verbrechen als auch von den gesellschaftlichen Kräfteverhältnissen während des Übergangs ab. Wird dieser nicht von einem breiten gesellschaftlichen Konsens getragen und von geänderten Machtkonstellationen untermauert, so ist der „weiche“ Weg der Aufklärung das bevorzugte Mittel der Vergangenheitspolitik.

    • Vor diesem Hintergrund sind zwar keine eindeutigen vergangenheitspolitischen Präferenzen auszumachen, gleichwohl aber ein globaler Trend zur Professionalisierung des kombinierten Einsatzes verschiedener Instrumente.

    • Vergangenheitspolitische Entscheidungen stehen – wie auch ihre Umsetzung – in der Sogwirkung der transnationalen Herausbildung diesbezüglicher Normen. Letztere wird von einem globalen Netzwerk von Menschenrechtsaktivisten und professionellen „Erinnerungsarbeitern“ getragen.


    Fußnoten



      Forschungsschwerpunkte

      Wie man diesen Artikel zitiert

      Anika Oettler (2006), Vergangenheitspolitik zwischen globalen Normen und lokalen Verhältnissen, GIGA Focus Global, 6, Hamburg: German Institute for Global and Area Studies (GIGA), http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-268344


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      Das German Institute for Global and Area Studies (GIGA) – Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien in Hamburg gibt Focus-Reihen zu Afrika, Asien, Lateinamerika, Nahost und zu globalen Fragen heraus. Der GIGA Focus wird vom GIGA redaktionell gestaltet. Die vertretenen Auffassungen stellen die der Autorinnen und Autoren und nicht unbedingt die des Instituts dar. Die Verfassenden sind für den Inhalt ihrer Beiträge verantwortlich. Irrtümer und Auslassungen bleiben vorbehalten. Das GIGA und die Autorinnen und Autoren haften nicht für Richtigkeit und Vollständigkeit oder für Konsequenzen, die sich aus der Nutzung der bereitgestellten Informationen ergeben.

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