Seit Jahrzehnten gehören der Nahe Osten und Nordafrika (MENA) zu den weltweit konfliktreichsten Regionen. Anders als in Asien, Lateinamerika oder in Subsahara-Afrika konnte sich hier keine dominante Regionalmacht etablieren – mit der Ausnahme Ägyptens bis zu dessen Niederlage im Sechstagekrieg 1967. Seitdem konkurrieren Ägypten, Iran, Israel, Saudi-Arabien und die Türkei um eine regionale Vormachtstellung. Das Ende des Ost-West-Konflikts 1990 hat diese Rivalität nicht beendet, sondern nur ihre Rahmenbedingungen verändert.
In den ersten beiden Jahrzehnten nach dem Ende des Kalten Krieges erzielten die nicht-arabischen Bewerber leichte Vorteile gegenüber Ägypten und Saudi-Arabien, bis die arabischen Aufstände ab 2011 nicht nur die innere Ordnung vieler Staaten der Region erschütterten, sondern auch eine Neugestaltung der regionalen und internationalen Beziehungen bewirkten. Der jahrzehntelange Kampf der fünf Konkurrenten mutierte zu einem Kalten Krieg zwischen Saudi-Arabien und Iran, dessen Sogwirkung sich gegenwärtig kaum ein regionaler Akteur entziehen kann.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des GIGA untersuchen diese und weitere Fragen im Kontext der regionalen und internationalen Beziehungen des Nahen Ostens und Nordafrikas:
- Was bedeutet das Fehlen einer regionalen Führungsmacht für eine längerfristige Neubestimmung der regionalen Ordnung?
- Welche Rolle spielen Akteure außerhalb des Nahen Ostens bei diesen Prozessen?
- Wie beeinflusst die regionale Dynamik die Weltpolitik?